Das Sehvermögen gehört auch bei den Hunden zu den wichtigen Faktoren der Lebensqualität. Das nicht Erkennen von Notfällen oder die Verschleppung von Erkrankungen des Auges können weitreichende Folgen haben. Daher ist es wichtig, dass Augennotfälle zeitnah von einem Tierarzt behandelt oder an einen Augenspezialisten weiter überwiesen werden.
Eigentherapien ohne Rücksprache mit dem Tierarzt sollten unter allen Umständen unterlassen werden. Ebenso wie die Gabe von Augensalben/-tropfen oder sonstigen Medikamenten, die noch zu Hause liegen von einem anderen Tierarztbesuch. Da manche Medikamente falsch angewendet den Zustand des Auges verschlechtern oder aus einer zu behandelnden Krankheit eine Erblindung hervorrufen können.
Welche verschiedenen Erkrankungen am Auge gibt es?
Es gibt Notfälle bei denen nur eine adäquate Behandlung innerhalb von wenigen Stunden eine Erblindung oder den Verlust des Auges verhindern kann. Daher sollte man als Tierbesitzer schnell Handeln und auch im Zweifelsfall den Tierarzt lieber einmal umsonst konsultieren. Hilfreich ist es
hierbei, wenn der Besitzer die Verletzung so genau wie möglich schon am Telefon beschreiben kann.
Wichtig bei allen Erkrankungen des Auges ist auf alle Fälle zu verhindern, dass der Hund die Möglichkeit hat am Auge zu kratzen, sei es mit der Pfote oder indem er den Kopf an Gegenständen reibt. Hierbei eignet sich gut ein Halskragen, wenn dieser zu Hause vorhanden ist.
Folgend eine Aufzählung der häufigsten Augennotfälle:
Verletzungen des Auges:
- Perforierende Verletzungen: meist durch ins Auge eindringende oder aufliegende Fremdkörper (Fremdkörper sollten auf alle Fälle nur vom Tierarzt entfernt werden, da sie zu einer Eröffnung des Auges führen können)
- Lidverletzungen: oft mit starker Blutung verbunden. Sollten zur Sicherstellung einer guten Wundheilung und zum Ausschluss von Verletzungen am Auge selber beim Tierarzt vorgestellt werden
- Kratzverletzungen: häufig durch Katzen oder das Spielen in Büschen/Sträuchern. Unbehandelt kann sich der Kratzer zur massiven Entzündung ausbreiten und/oder eine Trübung der Linse hervorrufen
Vorfall des Augapfels:
Entsteht meist aufgrund von Bissverletzungen oder in Folge von Unfällen. Hierbei tritt der Augapfel aus dem Lidspalt heraus. Bei kurznasigen Rassen kann bereits ein zu starkes Ziehen am Nackenfell einen Vorfall bewirken.
Verätzungen des Auges:
Hierbei ist schnelles Handeln unerlässlich und das betroffene Auge sollte sofort für mindestens 15 Minuten mit klarem Wasser gespült werden, um ein weiteres Vordringen des verätzenden Stoffes ins Auge zu verhindern, bevor der Tierarzt aufgesucht wird.
Rötungen und Trübungen des Auges:
Unter anderem treten solche Symptome schon bei Bindehautentzündungen (kann auf das andere Auge ‘verschleppt’ werden) auf, jedoch sollte das Auge genauer untersucht werden, um andere ernsthaftere Erkrankungen ausschließen zu können.
Glaukom = grüner Star:
Hierbei handelt es sich um eine Erhöhung des Augeninnendrucks. Häufige Symptome sind Trübung der Hornhaut, eine lichtstarre Pupille und eine Rötung des Auges rund um die Hornhaut. Auch hier ist schnelles Handeln wichtig, denn bei anhaltendem hohen Druck kann es zur
irreversiblen Schädigung der Netzhaut kommen.
Blutungen im Auge:
Gründe hierfür könnten sein: Trauma, Blutgerinnungsstörungen, Tumorerkrankungen, immun bedingte Erkrankungen, Parasitenerkrankungen, etc. Daher ist neben der genauen Augenuntersuchung ebenso eine Blutuntersuchung oder weitere Diagnostik angeraten.
Plötzliche Erblindung/Sehstörung:
Auch hier ist wieder ein akuter Notfall vorhanden, der schnelles Handeln erfordert, um wenn möglich eine dauerhafte Erblindung verhindern zu können. Verschiedene Ursachen hierfür (bspw. Diabetes mellitus) erfordern neben der Augenuntersuchung ebenso weitere Diagnostik.
Dr. Catherine Scherm
MRCVS, Kleintierärztin
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