Aus welchem Grund frisst mein Hund Kot?
Einige Tierarten, unter anderem das Kaninchen, müssen Teile ihres eigenen Kots fressen, um gewisse Nährstoffe aufnehmen zu können. Beim Hund besteht hierfür keine biologische Notwendigkeit. Bei Menschen löst die Aufnahme von Kot häufig Ekel und Unverständnis aus. Hunden dagegen erscheint der Kot, aufgrund von flüchtigen Fettsäuren, als wohlriechend.
Es gibt noch keine wissenschaftliche Erklärung aus welchem genauen Grund der Hund Kot frisst, es gibt jedoch mehrere Vermutungen was zur Koprophagie führen könnte:
- Schlechte hygienische Bedingungen (Zwinger, Ausläufe)
- Stress (häufiges Alleinsein, zu strenge Erziehung)
- Erlerntes Verhalten (Aufmerksamkeit vom Besitzer nachdem er Kot gefressen hat)
- Nach starker Belastung (bspw. Schlittenhunde)
- Folge von Ernährungsfehlern (falsche Diät, zu wenig Futter)
- Parasitenbefall
- Erkrankung der Bauchspeicheldrüse (sogenannte Pankreasinsuffizienz)
Nährstoffmangel, ähnlich wie beim Kaninchen, wurde bereits vermutet, konnte allerdings in der Praxis nicht bestätigt werden.
Wann sollte man sich Hilfe suchen?
Das Fressen von Kot stellt nicht automatisch ein Problem dar, es sollte jedoch aus hygienischen und gesundheitlichen Gründen nicht unterschätzt werden, wenn es bereits über einen längeren Zeitraum erfolgt.
Mit der Aufnahme von Kot kann es ebenso zur Aufnahme von Würmern und anderen Parasiten kommen, häufig folgt darauf Durchfall und manchmal auch Erbrechen. Handelt es sich dabei um eine übertragbare Krankheit (Zoonose) ist auch der Mensch gefährdet.
Vor allem Pferdeäpfel sind bekannte Leckerbissen. Hier ist bei Hunderassen mit sogenanntem MDR1-Gendefekt (Collie, Shetland Sheepdog, Border-Collie, Kelpie usw.) besondere Vorsicht geboten. Sollte das Pferd gerade entwurmt worden sein, können Rückstände vom Entwurmungsmittel noch in den Pferdeäpfeln vorhanden sein, die bei Aufnahme Überempfindlichkeitsreaktionen beim Hund mit MDR1-Gendefekt auslösen.
Was kann man selbst tun, damit der Hund weniger Kot frisst?
Um gewisse Faktoren ausklammern zu können, sollte man Zwinger/ Ausläufe/ allgemeine Hundebereiche mehrmals täglich reinigen bzw. den Hundekot wenn möglich immer sofort entfernen.
Zudem kann man Beschäftigungen wie Dummy Training, Hundespiele oder beim Gassi gehen das Tragen von Futterbeuteln anbieten. Ebenso kann eine Führung an der Leine und manchmal auch ein passender Maulkorb beim spazieren gehen verhindern, dass Kot aufgenommen wird.
Sollte Stress der vermutete Auslöser sein, kann man sich hierfür verhaltenstherapeutische Schritte überlegen und auch Rat beim Tierarzt oder geeigneten Tiertrainern suchen.
Bei medizinischen Auslösern ist der Tierarzt der beste Ansprechpartner. Er kann Ursachen wie Bauchspeicheldrüsenprobleme abklären, Beratungen zur regelmäßigen Entwurmung und auch zur bedarfsgerechten Ernährung geben.
Hausmittel oder Empfehlungen aus dem Internet sind bitte immer zu hinterfragen und auch unbedingt mit dem Tierarzt zu besprechen. Denn, was dem einen Hund gut bekommt, mag dem anderen großen Schaden zufügen.
Dr. Catherine Scherm
MRCVS, Kleintierärztin
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