Aufgrund besserer Ernährung, Vorsorgen wie Impfungen und eine deutlich gestiegene Handlungsbereitschaft der Tierbesitzer ist die Lebenserwartung unserer Haustiere deutlich gestiegen. Aufgrund dieser Tatsache werden immer häufiger die Diagnosen ‘Krebs’ oder ‘Tumor’ gestellt.
Die Diagnosen sorgen bei den Besitzern für einen Schock, da viele davon ausgehen, dass diese Krankheiten beim Tier nicht behandelbar sind. Diese negativen Assoziationen kann man mit einer gezielten Beratung entgegen wirken. Individuell angepasste geeignete Diagnostik kann helfen objektive Information über die Erkrankung zu sammeln und für jeden Fall neu zu Evaluieren wie gut die Prognose ist und welche Maßnahmen getroffen werden können.
Krebstherapien in der Veterinärmedizin unterscheiden sich zu dem aus der Humanmedizin, da nicht nur eine Lebensverlängerung erzielt werden möchte sondern auch der Erhalt bzw. die Wiederherstellung der Lebensqualität einen hohen Stellenwert besitzt.
Bei Tumoren wird unterschieden, ob ein gutartiger (benigner) oder bösartiger (maligner) vorliegt. Diese Information ist wichtig, da die zwei Kategorien mit unterschiedlichen Prognosen einher gehen. Wichtig zu wissen ist, dass Tumordiagnostik bzw. -bestimmung nicht durch bloßes Ansehen oder Abtasten möglich ist. Um eine geeignete Prognose und damit auch Therapie festlegen zu können sind zwei Information wichtig:
Welcher Tumor liegt vor?
→ hierzu eignen sich bspw. Feinnadelaspirationen, Hautstanzen, Tru-Cut-Biopsien
Bei malignen Tumoren: Wie weit hat sich der Tumor bereits im Körper ausgebreitet?
→ hierzu eignen sich bspw. Blutuntersuchungen, Röntgen, Ultraschall, Endoskopie, MRT
Möglichkeiten der Therapie
- Tumorchirurgie: die älteste und nach wie vor erfolgreichste Therapiemöglichkeit. Hierzu muss das Tier eingehend untersucht werden um das Ausmaß und die Zielsetzung der Operation festlegen zu können. Vor allem bei bösartigen Tumoren muss man sich darüber bewusst sein, dass es nicht ausreicht nur den Tumor zu entfernen, sondern ein gewisser ‘Pufferrand’ im gesunden Gewebe mit entfernt werden muss. Dadurch versucht man auch vereinzelt liegende Tumorzellen mit zu entfernen. Idealerweise schickt man das entnommene Gewebe ins Labor, um sich bestätigen zu lassen, dass der Tumor vollständig entnommen worden ist. Leider gibt es nie eine Garantie, das keine Rezidiven entstehen. Selbst bei großen Tumoren kann man chirurgische Erfolge mit einer guten Operationsplanung erzielen.
- Chemotherapie: zunehmend mit immer größeren Erfolgen eingesetzt. Als alleinige Therapie wird die Chemotherapie vor allem bei Lymphomen erfolgreich angewendet. Hier kann bei ca. 20% eine Heilung erzielt werden.
Die Chemotherapie wird in manchen Fällen zusätzlich zur Bestrahlung oder nach der Tumorchirurgie angefügt. Grundsätzlich sollte eine Chemotherapie so durchgeführt werden, dass keine signifikanten Nebenwirkungen entstehen.
- Bestrahlungstherapie: kann zusätzlich zur Tumorbehandlung auch bei orthopädischen Fällen zur Schmerzlinderung angewendet werden. Arten der Bestrahlungstherapien:
- alleinige (= primäre) Bestrahlungstherapie → bspw. bei Nasenspiegel- oder Gehirntumore
- kombinierte (=adjuvante) Bestrahlungstherapie → zusätzlich zu einer Operation oder Chemotherapie, bspw. bei inkomplett entfernten Tumoren, bei denen keine ‘Pufferzone’ möglich war
- präoperative (= neoadjuvante) Bestrahlungstherapie → Versuch die Tumorgröße vor einer Operation zu verkleinern, wenn sich die chirurgische Entfernung in der Ausgangslage schwierig gestaltet
Dr. Catherine Scherm
MRCVS, Kleintierärztin
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