Was passiert wenn eine Patellaluxation vorliegt?

Was ist eine Patellaluxation und wer ist am häufigsten betroffen?

Bei einer Patellaluxation (Kniescheibenluxation) handelt es sich um eine Verlagerung der Patella (Kniescheibe). Hierbei springt die Kniescheibe aus ihrer Führungsrinne und verursacht oftmals, dass das betroffene Bein nicht schmerzfrei voll belastet werden kann.

Die Patellaluxation gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Kniegelenks und ist entweder genetisch bedingt oder Folge eines Bewegungsunfalls. Hunde mit genetischen Patellaluxationen werden daher von der Zucht ausgeschlossen.

Die Erkrankung tritt vorwiegend bei kleinen Hunderassen auf, zunehmend aber auch bei mittleren und großen Rassen. Prädisponierte Rassen sind beispielsweise Zwergpudel, Yorkshire Terrier, Chihuahua, Dackel, Spitz, Flat Coated Retriever oder Appenzeller. Die meisten Patellaluxationen entstehen vor dem Ende des ersten Lebensjahres.

Neben genetischen Einflüssen kann auch eine Mangelernährung und daraus folgende Wachstumsstörungen der Auslöser sein. Bei kleinen Hunden wird der Trend zur Miniaturisierung kritisch beäugt und als einer der Auslöser diskutiert.

Ebenso können Übergewicht und im Alter der natürliche Gelenkverschleiß die Kniescheibenproblematik auslösen.

Welche Symptome treten bei einer Patellaluxation auf und wie wird sie diagnostiziert?

Zu den häufigsten Symptomen gehört die intermittierende Lahmheit, bei der das betroffene Hinterbein über mehrere Schritte entlastet, teilweise dabei ausgestreckt wird und danach wieder problemlos belastet werden kann. Zudem kann es auch zu einer Lahmheit des entsprechenden Hinterbeins oder zum hüpfenden Gang (nur 3 Beine werden belastet) kommen.

Bei dem Verdacht einer Patellaluxation wird der Tierarzt seine allgemeine Untersuchung um Röntgenbilder erweitern. Je nachdem wie leicht die Kniescheibe aus ihrer Rinne abzulenken ist wird die Luxation in Grad 1-4 eingeteilt.

  • Grad 1: Kniescheibe befindet sich in normaler Lage, kann vom Tierarzt manuell verschoben werden und geht ohne Beeinflussung in die normale Lage zurück → meist kein Therapiebedarf, wird häufig nicht von den Besitzern bemerkt, sondern ist Zufallsbefund beim Tierarzt
  • Grad 2: Kniescheibe befindet sich in normaler Lage und geht nach der manuellen Verschiebung ohne Manipulation zurück in die Führungsrinne oder die Luxation tritt schon vermehrt auf → Tierarztbesuch ist angezeigt um Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern
  • Grad 3: Kniescheibe ist luxiert und kann nur durch den tierärztlichen Eingriff reponiert werden, Luxation tritt immer wieder auf
  • Grad 4: Kniescheibe ist luxiert und kann nicht mehr reponiert werden → hier besteht oftmals bereits deutlicher Gelenkverschleiß (Arthrose)

Ab Grad 2 ist meist bereits ein operativer Eingriff nötig, um größere Schäden im Kniegelenk zu verhindern. Daher wird nur bei Bedarf bei Grad 1 und in wenigen Fällen von Grad 2 zu einer konservativen (medikamentösen) Therapie geraten. Welcher operative Eingriff notwendig und am geeignetsten ist wird der Tierarzt bei jedem Patienten individuell festlegen.

Der Operation folgt eine recht lange Schonphase, die strikt eingehalten werden muss um einen Erfolg aus der Operation erzielen zu können. Ebenso müssen regelmäßige Kontrolltermine eingehalten werden damit die Heilung genau beobachtet werden kann. Zur Unterstützung des Heilungsverlaufs eignet sich Physiotherapie sehr gut, um auch die umliegenden Muskeln nicht zu vernachlässigen.

Dr. Catherine Scherm
MRCVS, Kleintierärztin


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