Wieso Hundefutter nicht gleich Hundefutter ist
Die Regale in den Tierläden bieten heutzutage eine enorme Auswahl an verschiedenen Futtern und oft wird die Wahl des Futters anhand der Werbung oder der Packungsaufmachung getroffen. Egal ob Trockenfutter, Nassfutter oder BARF ist das wichtigste Kriterium eine bedarfsgerechte Nährstoffzusammensetzung. Die Folgen einer fehlerhaften Fütterung sind meist erst in den späteren Jahren zu erkennen und dann oft nicht mehr behebbar.
Alter: vor allem bei Junghunden ist die Rassezugehörigkeit wichtig, da größere Hunderassen eine längere Zeit haben bis ihr Wachstum abgeschlossen ist und sie somit auch erst viel später ihr Endgewicht erreichen. Hierbei ist es wichtig, dass eine moderate Wachstumsgeschwindigkeit eingehalten wird, um Entwicklungsstörungen zu vermeiden. Eine Überversorgung von Energie oder Calcium kann beispielsweise zu dauerhaften Schäden im Knochenwachstum führen. Hier spielen unter anderem genetische Veranlagungen eine Rolle, jedoch könnte eine adäquate Fütterung eine Manifestation auch verhindern.
Bei Hunden im Seniorenalter verringert sich zum Beispiel meist der Energiebedarf, aber eine Unterstützung der Gelenke wäre indiziert.
Rasse: im direkten Vergleich haben kleine Hunderassen ein komplett anderes Nährstoffverhältnis nötig als Hunde größerer Rassen. Daher eignet es sich nicht dem 1kg Chihuahua das gleiche Futter wie einem 80kg Mastiff zu geben und versuchen das Ungleichgewicht über die Menge zu steuern. Hierbei würde es zu einer erheblichen Unter- bzw. Überversorgung an Nährstoffen kommen.
Klinische Symptome hierfür sind unter anderem Hautprobleme, Fellprobleme oder Blasensteine.
Aktivitätslevel: vom Familienhund bis zum Polizeihund gibt es verschiedene Aktivitäts- und Arbeitsgrade, die den Nährstoffbedarf beeinflussen. Auch hier hilft keine Regulierung über die Futtermenge, wenn die Energiekonzentration des Futters nicht dem Bedarf entspricht, wodurch wieder eine Über- bzw. Unterversorgung entsteht.
Gesundheit: Übergewicht und Blasensteine sind häufige Anzeichen einer fehlerhaften Fütterung, die gut hätte vermieden werden können, wenn das Futter dem jeweiligen Bedarf angepasst wäre. Andere Erkrankungen (Nierenerkrankungen, Lebererkrankungen, Diabetes und viele andere) müssen meist mit Medikamenten behandelt werden, jedoch können sie auch oft fütterungstechnisch unterstützt werden und somit zu einer Entlastung des jeweiligen Organs oder des Stoffwechsels führen. Ebenso können genetisch bedingte Auffälligkeiten früh mit dem entsprechenden Futter unterstützt werden und im besten Falle eine Auswirkung auf dessen Entwicklung haben.
Unverträglichkeiten: hier spielen Futtermittelallergien eine große Rolle. Die Unverträglichkeit von bestimmten Bestandteilen im Futter kann zu vielen verschiedenen Symptomen wie Durchfall, Hautproblemen, starkem Juckreiz usw. führen. Dadurch wird die Auswahl des Futters nicht nur auf den Nährstoffbedarf ausgelegt sondern auch auf Zutaten, die keine allergische Reaktion auslösen.
Woher bekommt man Hilfe bei der Futterauswahl?
Um ein geeignetes Futter zu finden wird eine sogenannte Rationsberechnung angefertigt, hierbei werden alle Eigenschaften des Hundes (Alter, Rasse, Gesundheit etc.) berücksichtigt und der Bedarf eines jeden einzelnen Nährstoffes berechnet. Aufgrund dieser Ergebnisse kann ein geeignetes Futter empfohlen werden. Hierfür lohnt es sich den Tierarzt oder einen speziellen Fütterungsexperten aufzusuchen um später nicht eine böse Überraschung zu erleben.
Bei speziellen Fütterungsmodellen wie dem BARFen bieten Labore zudem noch ein sogenanntes BARF-Profil an, damit der Nährstoffbedarf durch eine Blutentnahme beim Tierarzt regelmäßig kontrolliert werden kann.
Dr. Catherine Scherm
MRCVS, Kleintierärztin
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