Vegetarische/vegane Ernährung für deinen Hund: die Vor- und Nachteile

Inwieweit ist es ethisch korrekt, die Ernährung einer überwiegend fleischfressenden Art zu ändern/einzuschränken?

Dies ist ein ethisches Dilemma und es ist aktuell bereits viel diskutiert worden. Das Ziel dieses Artikels ist es jedoch nicht weiter zu diskutieren, sondern wissenschaftliche Informationen über die Vor- und Nachteile dieser Art von Ernährung darzulegen.

Hunde gelten als Fleischfresser, aber im Laufe ihrer Evolution haben sie zusammen mit dem Menschen die Fähigkeit entwickelt Nährstoffe auch aus pflanzlichen Quellen zu verdauen und zu assimilieren. Das macht sie jedoch noch nicht zu Pflanzenfressern. Sie haben nicht die notwendigen Verdauungseigenschaften, um pflanzliche Quellen so effizient zu verdauen wie z.B. wir Menschen.

Trotzdem können gesunde, erwachsene Hunde, auch wenn es nicht ihrem natürlichen Verhalten bzw. ihrer natürlichen Wahl entspricht, eine pflanzliche Nahrung erhalten, solange alle erforderlichen Inhaltsstoffe für eine ausgewogene Ernährung abgedeckt werden.

 

Hochwertige Handelsware oder selbst hergestelltes Futter?

Da es sich um ein Trendthema handelt, versuchen viele Unternehmen diese Nische für sich zu erobern. Bekannte Marken setzen bereits auf vegetarische/vegane Linien. Auch hausgemachte Rezepte werden immer mehr, oft von experimentierfreudigen Privatpersonen oder Fachleuten ohne entsprechende Ausbildung oder fachlichen Hintergrund, angewandt.

Da die vegetarische/vegane Ernährungsform für Hunde schwierig zu berechnen ist und Ernährungsmängel oder ein Ungleichgewicht der Mineralstoffe drohen, kann man auch schnell scheitern und Mangelerscheinungen verursachen. Eine US-Studie zeigte, dass 25% der auf dem Markt erhältlichen kommerziellen vegetarischen/veganen Futtermittel nicht den Anforderungen der Richtlinien der Association of American Feed Control Officials (AAFCO) und der World Small Animal Veterinary Association (WSAVA) entsprechen. Diese Futtermischungen werden nicht als sicher oder angemessen angesehen und können zu ernsthaften Gesundheitsproblemen wie z.B. der dilatativen Kardiomyopathie führen.

Im Gegensatz dazu, gibt es tierärztlich verschriebene, pflanzliche Nahrung, die untersucht und getestet wurde und im Ergebnis alle Formulierungs- und Kennzeichnungsanforderungen erfüllt. Sie ist nicht mit Säugetier-DNA kontaminiert, im Gegensatz zur Hälfte der vegetarischen/veganen Ernährung anderer Marken.

Ebenso stellen individuelle Futtermischungen von Tierärzten, die auf diese Form der Ernährung spezialisiert sind und an jedes Individuum angepasst werden, keine Probleme dar und eliminieren das Kontaminationspotenzial, da der betreuende Tierarzt die volle Kontrolle über die Herstellung hat.

Wenn das Futter ausgewogen ist und alle Nährstoffanforderungen erfüllt, sind sowohl die vegetarische wie auch die vegane Nahrungsform möglich.

Pros

  • Vegetarische und vegane Ernährung kann bei einigen Hunden mit Allergien oder Harnwegserkrankungen (Urolithiasis durch Urin, häufig bei Dalmatinern und Bulldoggen) von Vorteil sein.
  • Wenn sie richtig formuliert sind, scheinen sie die körperliche Leistungsfähigkeit von Nutztieren (Schlittenhunden) nicht zu beeinträchtigen.
  • Sie können jedoch aufgrund von Veränderungen in der Struktur der roten Blutkörperchen bei Hunden, die sich viel bewegen, Anämie verursachen.
    Geringe ökologische Belastung

Kontras

  • Im Allgemeinen nicht geeignet für heranwachsende Hunde (aufgrund spezifischer Bedürfnisse bei einigen Aminosäuren) und trächtige oder säugende Hündinnen.
  • Geringere Verdaulichkeit im Vergleich zu “Fleisch-haltiger” Nahrung.
    Nach den derzeit verfügbaren Studien gibt es nur zwei Marken, die eine Futtermischung mit ausschließlich pflanzlichen Inhaltsstoffen anbieten, die den Nährstoffbedarf von erwachsenen Hunden angemessen abdecken: Purina und Royal Canin. Wenn die Hundehalter aus ethischen Gründen die Aufnahme von Eiern in den Speiseplan zulassen, gibt es ein weiteres geeignetes Produkt der Marke Hill’s, die auf dem Markt erhältlich ist.
  • Geringeres Geschmackserlebnis
  • Preis
  • Medizinisch-veterinäre Beratung notwendig

 

Wenn du dich dafür entscheidest, deinen Hund vegetarisch/vegan zu ernähren, vernachlässige nicht die tierärztlichen Untersuchungen und Bluttests (CBC, allgemeine Biochemie, B12, Folate und essentielle Aminosäuren) alle 6-12 Monate, um eventuelle Ernährungsmängel oder Gesundheitsprobleme wie Anämie und Kardiomyopathie zu erkennen und zu beheben.

Inês Carvalho

Tierärztin

 


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